Wer kennt es nicht? Gestern Abend doch wieder etwas zu viel Alkohol getrunken und schon erwartet einen am nächsten Morgen der fiese Kater.
Doch was passiert in unserem Körper, wenn wir Alkohol trinken? Wie wird Alkohol abgebaut und warum sind Frauen schneller betrunken als Männer? All das erfährst du in diesem Beitrag und bekommst 4 Tipps für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol.
Was passiert bei wie viel Promille?
Durch ein Glas Wein spüren die meisten ein warmes Gefühl im Körper und werden etwas lockerer. Kommen noch weitere Gläser dazu oder andere alkoholische Getränke, haben wir schon Probleme klar zu denken oder geradeaus zu gehen. Der Körper hat auch eine Anpassungsfähigkeit. Das bedeutet, dass bei regelmäßigem Konsum die Auswirkungen geringer sind als bei Personen, die nur sehr selten Alkohol trinken.
0,1–1,0 Promille
Ab 0,3: schlechteres Sehvermögen, Nachlassen von Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen Konzentrationsprobleme
Ab 0,8: Einschränkung des Gesichtsfeld um 25 % (Tunnelblick) und schlechteres Sehen, Reaktionszeit um 30–50 % verlängert, Euphorie, Selbstüberschätzung, Gleichgewichtsstörungen
1,0–2,0 Promille
Noch schlechteres Sehvermögen, Enthemmung, Reaktionsfähigkeit erheblich gestört, Verwirrtheit, Sprechstörungen, Orientierungsstörungen
2,0–3,0 Promille
Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen, Muskelerschlaffung, Verwirrtheit, Erbrechen, starke Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen
3,0–5,0 Promille
Ab 3,0: Bewusstlosigkeit, Gedächtnisverlust, schwache Atmung, Unterkühlung, Reflexlosigkeit
Ab 4,0: Lähmungen, Koma, unkontrollierte Ausscheidungen, Atemstillstand und Tod
Was ist das »Standardglas«?
Das Standardglas wird oft zur Berechnung der getrunkenen Alkoholmenge als Einheit genutzt. Zwar haben die Alkoholsorten unterschiedliche Volumen-Prozent, aber sie sind letztendlich durch die Mengen relativ gleich.
Warum werden Frauen schneller betrunken?
Der Flüssigkeitsgehalt des männlichen Körpers (ca. 70 %) ist höher als der des weiblichen Körpers (ca. 60 %), weshalb sich der Alkohol auf weniger Flüssigkeit verteilt und die Blutalkoholkonzentration (Promille) bei gleicher getrunkenen Menge höher ist. Zur Berechnung wird die reine Alkoholmenge (z. B. in Standardgläsern) und die Widmark-Formel genutzt.
Widmark-Formel
Promille = Alkoholmenge in Gramm/Körpergewicht in kg * Anteil Körperflüssigkeit
Beispiel mit 2 Weingläsern (0,25 L) und 11 g reinem Alkohol
- Männlicher Körper mit 70 kg: 2*11 g/70 kg*0,7 = 0,45 Promille
- Weiblicher Körper mit 70 kg: 2*11 g/70 kg*0,6 = 0,52 Promille
Dazu kommt natürlich noch die Trinkgeschwindigkeit, der Mageninhalt und Alkoholabbau. Zudem gelangen nur etwa 70–90 % des Alkohols in den Blutkreislauf, das wird als »Resorptionsdefizit« bezeichnet. 10–30 % werden bereits im Magen abgebaut. Deshalb dürfte die tatsächliche Blutalkoholkonzentration etwas geringer sein.
Wovon hängt es ab, wie schnell ich betrunken bin?
Neben dem Geschlecht gibt es noch weitere Faktoren:
- Körpergewicht: größere und schwerere Menschen spüren die Alkoholwirkung später als kleinere und leichtere
- Gewöhnung: wer häufig viel trinkt, muss mit der Zeit die Dosis steigern, um etwas zu merken
- Körperliche Verfassung: auf leeren Magen gelangt der Alkohol schneller ins Blut
- Medikamente: manche Medikamente hemmen den Alkoholabbau oder lassen den Alkoholspiegel im Blut schneller ansteigen
Das passiert im Körper wenn du Alkohol trinkst
Alkohol (Ethanol) gelangt überwiegend über die Schleimhäute des Dünndarms in den Blutkreislauf, nur ein kleiner Teil über den Magen. Das Maximum der Blutalkoholkonzentration (BAK) – gemessen in Promille – wird innerhalb von 45 bis 75 Minuten erreicht. Bei Frauen ist die BAK in der Regel höher als bei Männern, d. h. sie werden, wie schon erwähnt, schneller betrunken. Gravierende Auswirkungen hat Alkohol v. a., wenn er regelmäßig konsumiert wird und über einen längeren Zeitraum.
Alkohol und Gehirn
Alkohol stört die Kommunikationswege des Gehirns und kann die Art und Weise, wie das Gehirn arbeitet, beeinflussen. Die Störungen können dann die Stimmung und das Verhalten verändern und somit das Bewusstsein trüben und die Koordination beeinträchtigen. Andererseits begünstigt Alkohol die Ausschüttung gewisser Hormone im Gehirn, die uns entspannter und ausgelassener machen und den Tatendrang steigern.
Mythos: Gehirnmasse stirbt unmittelbar ab
Viele sagen, dass ein Rausch tausende Nervenzellen abtötet. Aber so schlimm ist es vermutlich nicht. Die Aussetzer in Motorik, Sprache und Denkvermögen ist der Fehlkommunikation zwischen den Nervenzellen geschuldet, weil die Reizweiterleitung einfach länger dauert.
- Aber: Auf Dauer kann sich das ändern, weil Alkohol ein Zellgift ist. Trinkt man regelmäßig können also tatsächlich Hirnschäden entstehen, wobei es hier keinen konkreten Grenzwert gibt. Schäden äußern sich z. B. in Charakterveränderungen, Konzentrationsschwierigkeiten und schlechteren Erinnerungsvermögen.
- Aber: Das Gehirn ist erst nach mind. 20 Jahren nach der Geburt vollständig ausgereift, weshalb Jugendliche zwischen 16 und 19 in bestimmten Gehirnbereichen beeinträchtigt sein können, wenn sie öfter betrunken sind → Gedächtnisschwächen durch Beeinträchtigung der Entwicklungsphase des Gehirns
Alkohol und Herz-Kreislauf-System
Zu viel Alkohol über einen längeren Zeitraum oder zu viel auf einmal kann das Herz schädigen und zu verschiedenen Problemen führen, z. B. unregelmäßiger Herzschlag, Schlaganfall und Bluthochdruck.
Alkohol und Leber
Starker Alkoholkonsum belastet die Leber, da sie u. a. zur Entgiftung da ist. Dadurch kann es zu einer Reihe von Problemen und Leberentzündungen führen, darunter Fettleber, Leberzirrhose, Fibrose und alkoholische Leberentzündung.
Alkohol und Verdauung
Die Nebenwirkungen treten meist erst auf, wenn der Schaden bereits eingetreten ist. Durch Alkohol kann nämlich das Gewebe des Verdauungstrakts geschädigt werden, sodass der Körper die Nahrung und Nährstoffe nicht richtig aufnehmen kann. Starker Alkoholkonsum kann auch zu anderen Verdauungsbeschwerden führen, z. B. Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder schmerzhafter Stuhlgang, Verstopfungen bis zu Geschwüren und Hämorrhoiden
Alkohol und Bauchspeicheldrüse
Alkohol bewirkt, dass die Bauchspeicheldrüse giftige Substanzen produziert, die schließlich zu einer Pankreatitis führen können (Entzündung und Schwellung der Blutgefäße in der Bauchspeicheldrüse, die die Verdauung beeinträchtigen). In Kombination mit einer Leberstörung kann die Blutzuckerregulation nicht mehr richtig funktionieren. Der Körper kann nicht mehr genug Insulin produzieren, wodurch der Glukosegehalt im Blut enorm ansteigt.
Alkohol und Krebs
Nach Angaben des National Cancer Institutes »besteht ein starker wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Alkoholkonsum verschiedene Krebsarten verursachen kann.«. Je höher und länger der Konsum, desto höher das Krebsrisiko. Dazu zählen: Krebserkrankungen der Mundhöhle, des Rachens und Kehlkopfes, Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs, Brustkrebs und Darmkrebs
Alkohol und Immunsystem
Hoher Alkoholkonsum kann das Immunsystem schwächen und somit den Körper angreifbar für Erkrankungen und Infekte machen. Daher erkranken Menschen mit chronischem Alkoholkonsum eher an Lungenentzündungen oder Tuberkulose.
Alkohol und Sexualhormone
Alkohol kann zwar die Hemmschwelle senken, hat aber auch einen negativen Einfluss auf die Sexualhormone. Dazu zählen:
- Verringerung der Hormonproduktion allgemein
- Verringerung der Libido und Wahrscheinlichkeit einer Erektion sowie Orgasmus
- Störung der Menstruationszyklus und Erhöhung des Risikos für Unfruchtbarkeit
Alkohol in der Schwangerschaft
Dass Alkohol in der Schwangerschaft schädlich ist, ist unumstritten. Denn Alkohol verbreitet sich im weiblichen Körper und geht auch durch die Plazenta, über die der Fötus mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt wird. Durch die Nabelschnur gelangt der Alkohol so in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und verbreitet sich auch hier schnell im ganzen Körper. Innerhalb weniger Minuten haben Mutter und Kind denselben Alkoholspiegel!
Die schädigende Wirkung von Alkohol hält beim Ungeborenen länger als bei der Mutter, weil der noch nicht vollständig entwickelte Organismus des Fötus den Alkohol langsamer abbaut. Deshalb ist dessen Blutalkoholspiegel sogar eine Zeit lang höher als bei der Mutter.
Alkohol ist u. a. ein Mitosegift, es wirkt also toxisch auf die Zellteilung und somit v. a. allen Organen mit einer hohen Wachstumsrate und erhöhtem Stoffwechsel, besonders empfindlich ist das Gehirn des Fötus. Alkohol wirkt sich von der Empfängnis bis zur Geburt aus.
- Erste 2 Wochen: Alkohol kann zum Abbruch führen, meist unbemerkt Alles-oder-nichts-Prinzip: Entweder kommt der Embryo in der Zeit unbeschadet davon oder die Schwangerschaft bricht ab, aber trifft nicht in allen Fällen zu
- 3.–10. Woche: embryonale Entwicklungsphase verursacht Alkohol Missbildungen und Fehlfunktionen an verschiedensten Organen
- bis zur Geburt: Körperwachstum stark eingeschränkt, Nervenbahnen im Gehirn vernetzen nicht richtig, sodass lebenslange kognitive Schäden bleiben neurologische Veränderungen sind die häufigsten Störungen
Es gibt keine Untergrenze, ab der ExpertInnen guten Gewissens sagen können, dass das Kind keine Schäden nimmt. Jeder Schluck Alkohol der Mutter ist schädlich, da die Enzyme für den Alkoholabbau in der Leber erst nach der Geburt gebildet werden. Auch in »alkoholfreien« Getränken kann ein geringer Restalkohol enthalten sein. Daher lieber auf Getränke mit 0,0 % Alkohol zurückgreifen.
Abbau von Alkohol im Körper
Er heißt zwar Trinkalkohol, er ist aber nur bis zu einer gewissen Menge genießbar. Denn Alkohol (Ethanol) ist ein Zellgift, das verheerende Folgen für den menschlichen Organismus hätte, gäbe es da nicht einen raffinierten Abbauprozess, der dafür sorgt, dass der Alkohol wieder in harmlose Stoffe zerkleinert und ausgeschieden wird.
Der Abbau von Alkohol erfolgt in den Schleimhäuten des Magens und des Dünndarms, besonders aber in der Leber. Dabei werden drei Stufen durchlaufen.
Schritt 1: Alkohol wird durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd umgewandelt, das für den Körper sehr schädlich ist
Schritt 2: Acetaldehyd wird mittels des Enzyms Aldehyddehydrogenase (ALDH) in Essigsäure umgewandelt, die für den Körper weniger problematisch ist
Schritt 3: durch eine Reihe an Enzymen wird Essigsäure zu Kohlendioxid und Wasser umgewandelt und schließlich ausgeschieden
Der Morgen danach mit »Kater«
Der Kopf brummt, der Magen spielt verrückt, man fühlt sich einfach elend. Dies sind die typischen Folgen von zu viel Alkohol. Hervorgerufen werden diese Symptome nicht vom Alkohol selber, sondern von seinem Abbauprodukt, dem Acetaldehyd. Wie oben beschrieben sorgt das Enzym ALDH dafür, dass sich die schädlichen Auswirkungen des Acetaldehyds in Grenzen halten. Die Verstoffwechselung von Alkohol lässt sich aber nicht beschleunigen. So nimmt die BAK mit einer konstanten Rate von 0,1–0,2 Promille pro Stunde ab. Hinzu kommt, dass nicht jeder Mensch im selben Maße über das Enzym ALDH verfügt, weshalb der »Kater« bei gleichen getrunkenen Alkoholmengen unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
Vielen AsiatInnen fehlt ALDH
Rund 50 % der Menschen, die aus dem pazifischen Raum stammen, z. B. aus Japan und China, fehlt das Enzym ALDH aufgrund einer genetischen Variante weitestgehend. Als Folge davon sammelt sich die giftige Substanz Acetaldehyd im Körper und die Betroffenen erleben bereits bei geringen Mengen Alkohol die so genannte Flush-Reaktion: Ihnen wird übel, sie bekommen ein knallrotes Gesicht, fangen an zu schwitzen und kriegen Herzrasen.
Verantwortungsbewusster Alkoholkonsum
Alkohol hat einen gewissen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wenn du nicht auf Alkohol verzichten möchtest, solltest du ihn dennoch bewusst genießen. Hier sind die wichtigsten Tipps für verantwortungsbewussten Alkoholkonsum:
- Nicht täglich Alkohol trinken: führt zur Gewöhnung, aus der sich eine Abhängigkeit entwickeln kann, also mindestens 2 Tage pro Woche ganz darauf verzichten
- Wenn Alkohol, dann möglichst wenig: Frauen im Durchschnitt nicht mehr als ein kleines Glas, Männer nicht mehr als 2 kleine Gläser eines alkoholischen Getränks pro Tag
- Nicht betrinken: beim Rausch steigt die Gefahr gesundheitliche Schäden von sich zu tragen um ein Vielfaches
- Komplett verzichten in bestimmten Situationen, z. B.
- in der Schwangerschaft
- am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr
- bei Erkrankungen in Kombination mit Medikamenten können unberechenbare Nebenwirkungen auftreten
Herausfinden, ob man Probleme mit Alkoholkonsum hat
Es gibt verschiedene Seiten, die kostenlose Alkohol-Selbsttests anbieten, um herauszufinden, ob man ein potenzielles Alkohol-Problem hat. Solltest du herausfinden, dass du gefährdet bist, wende dich am besten an eine Hilfestelle. Du brauchst dich dafür absolut nicht schlecht zu fühlen, das kann jedem und jeder passieren.
Alkohol Selbsttests:
Hilfestellen bei Alkoholsucht:
Martina
Liebe Laura,
da ich mich beruflich sowie privat stark mit Ernährung und Gesundheit beschäftige, bin ich auf der Suche nach Blogs, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen und da bin ich auch auf deinen Blog gestoßen – wirklich spanneden Themen und toll recherchiert.
Dieses Thema hat mich kürzlich beschäftigt, speziell nach den Feiertagen :,-). Ich bin absolute Genusstrinkerin, daher trinke ich ausschließlich zu einem guten Essen gerne ein Glas Wein, dennoch habe ich entschieden, das seltener zu tun – vor allem, wenn man oft gut isst :,-).
Freue mich auf weitere tolle Themen, folge dir ab sofort auch auf Insta!
Liebe Grüße,
Martina