1600 Tonnen. Die Abnahmemenge von Antibiotika, die im Jahr 2017 verordnet wurden (BVL). Aber nicht jede Verschreibung ist zwingend notwendig. Immer mehr Rezepte werden ohne Grund ausgestellt, weshalb auch die Antibiotikaresistenz zunimmt. Die meisten Resistenzen sind bei den oben genannten Antibiotika zu beobachten.
Welche Auswirkungen Antibiotika auf den Mensch haben, weshalb sie nicht immer helfen und wie die Medikamente überhaupt in Lebensmittel gelangen können, erfährst du in diesem Artikel.
Bakterien- vs. Vireninfektion
Entgegen mancher Aussagen, Antibiotika würden gegen alle Infektionen helfen, wirkt das Medikament nicht bei Virusinfektionen. Ein Grund dafür ist, dass Viren im Vergleich zu Bakterien keine eigene Zellwand und keinen eigenen Stoffwechsel besitzen. Antibiotika können durch den Eingriff in den Bakterienstoffwechsel diese abtöten oder an der Vermehrung hindern, ohne die menschliche Zellen zu beeinträchtigen.
Gängige Antibiotika
Es gibt viele Antibiotika, die bei unterschiedlichen Infektionen wirken. Je nach Infekt wirken diese auf verschiedene Arten:
- bakterizid = Bakterienabtötend
- bakterostatisch = Bakterienhemmend
- bakteriolytisch = Zellwand abtötend
Ein paar Namen hast du sicherlich schon mal gehört oder gelesen. Um sie besser zuordnen zu können, ordne ich sie den jeweiligen Infektionen zu, für die sie angewendet werden.
Betalactam-Antibiotika
- Bakterizid
- Beispiele:
- Penicilline (bei HNO- und Atemwegsinfektionen)
- Cephalosporine (bei Infektionen der Atemwege, Nieren und Harnwege sowie bei Wundinfektionen)
- Carapeneme (bei Harnwegsinfekten, Kathetersepsis, Lungenentzündungen, Peritonitis und andere in Kliniken erworbenen Infektionen; sie können stark nierenschädigend sein)
- Amoxicillin (bei HNO-Infektionen, Harnwegs- und Atemwegsinfekten)
- Oxacillin (bei Staphylokokkeninfektionen)
Aminoglycosid-Antibiotika
- Bakterizid durch Störung der Eiweißproduktion im Bakterium
- Hochwirksam gegen infektiöse, v. a. von sauerstoff abhängige Erreger, grammnegative Enterobakterien, grampositive Staphylokokken und Pseudomonas aeruginosa
- Anwendung: bei schweren Infektionen (Hirnhaut-, Lungen-, Herzentzündung und zystischer Fibrose)
- Einsatz meist auf der Intensivstation
- Wirken hochdosiert langfristig giftig auf die Nieren und das Innenohr und können sogar zu Atemlähmung, Allergie und Blutbildungsstörungen führen
- Beispiele:
- Streptomycin
- Gentamicin
- Tobramycin
- Neomycin (nur lokale Infektionen)
- Kanamycin (nur lokale Infektionen)
Breitbandantibiotika (Polyketide)
Tetracycline
- Bakterostatisch auf grampositive und gramnegative Bakterien sowie Mikroorganismen ohne Zellwand (Mykoplasmen, Chlamydien, Spirochäten, Vorrelien) durch die Störung der Eiweißproduktion
- Können die natürliche Darm- und Vaginalflora schädigen sowie den Knochenstoffwechsel stören
- Beispiele:
- Doxycyclin
- Minocyclin
Makrolid-Antibiotika
- Bakterostatisch durch Störung der Eiweißproduktion
- Interaktionen mit anderen Arzneistoffen, die in der Leber verstoffwechselt werden, möglich
- Anwendung: Behandlung von Atemwegsinfektionen, Geschlechtskrankheiten (Gonorrhoe, Chlamydien), Toxoplasmose und Hautinfektionen durch Staphylokokken
- Beispiele:
- Erythromycin
- Roxithromycin
- Clarithromycin
- Azitrhomycin
Lincosamid-Antibiotika
- Bakterostatisch
- Können die natürliche Darmflora stärker als andere Antibiotika schädigen
- Nebenwirkungen: schwere Entzündungen der Dickdarmschleimhaut mit blutigen Durchfällen
- Beispiele:
- Lincomycin
- Clindamycin
Polypeptid-Antibiotika
- Wirken in der Zellmembran von Bakterien
- Bakterizid durch die Beeinträchtigung der Durchlässigkeit der Bakterienwand
- Anwendung: nur bei äußerlichen Infektionen (Lokalantibiotika), da sie im Körper hoch toxisch sind.
- Beispiele:
- Bacitracin
- Gramicidin
- Tyrothricin
Chinolon-Antibiotika
- Werden nur synthetisch hergestellt
- Bakterizid
- Anwendung: bei Nieren- und Harnwegsinfektionen
- Nebenwirkungen: Durchfall, Erbrechen, Schwindel, Depression, Psychosen, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen oder Absenkung des Blutzuckerspiegels
- Aufgrund der möglichen Knochen-Knorpel-Schäden, dürfen Kleinkinder und Schwangere keine Chinolon-Antibiotika einnehmen
- Beispiele:
- Ciprofloxacin
- Norfloxacin
Pleuromutiline
- Wurden erstmals 1950 in einem Pilz der Clitopilus-Spezies entdeckt
- Bakterostatisch
- Raptamulin (wird bei Menschen als Lokalantibiotikum eingesetzt)
- Valnemulin und Tiamulin (werden bei Tieren angewendet)
Sulfonamide
- Bakterostatisch durch Störung des Folsäurezyklus
- Anwendung: bei Streptokokken, Pneumokokken und Chlamydien
Chloramphenicol
- Breitbandantibiotikum, welches heute synthetisch hergestellt wird
- Bakterostatisch
- Anwendung: Typhus, Paratyphus, Pest, Fleckfieber, Ruhr und Malaria
- Chloramphenicol kann schwere Komplikationen verursachen (aplastische Anämie), wirkt giftig auf das Nervensystem und verursacht allergische Reaktionen
- Obwohl es als Reserveantibiotikum für spezielle Fälle gedacht ist, wird es in Europa immer noch für die lokale Anwendung in Augen-, Ohrentropfen, Augensalben und Hautarzneien eingesetzt
Reserveantibiotika
- Antibiotika, die eigentlich als “letzte Reserve” (antibiotics of last resort, drugs of last resort) verwendet werden
- Durch die immer größere Antibiotikaresistenz, sollen diese nur verwendet werden, wenn es eine genaue Identifikation der Erreger gibt und bei Infektionen mit multiresistenten Keimen (MRSA)
- Werden immer häufiger in der Massentierhaltung eingesetzt.
- Beispiele:
- Carbapeneme
- Lincosamide
- Glycopeptide
- Polymyxine
- Streptogramine
- Oxazolidinone
Einfluss von Antibiotika auf Immunsystem und Darmflora
Der Begriff Antibiotika stammt aus dem Griechischen und bedeutet “gegen Leben” (ἀντί- anti- „gegen“ und βίος bios „Leben“). Das bedeutet leider auch, dass eine Antibiotikaeinnahme die “guten” Bakterien im Darm abtötet, die wichtig für das Gleichgewicht der Darmflora sind.
Das wiederum wirkt sich auf unser Immunsystem aus, da ein Großteil davon im Darm sitzt (Stichwort: Darm-assoziiertes Immunsystem). Folglich schwächen Antibiotika durch das Abtöten der (wichtigen) Darmbakterien unser Immunsystem.
Regeneration nach Antibiotikatherapie
Um das Immunsystem wieder zu stärken, ist eine kleine “Kur” nach der Therapie wichtig. Je länger die Dauer der Einnahme, desto länger sollte die Kur sein. Um die Darmflora wieder aufzupeppeln, empfehle ich dir Probiotika. Das gegenteilige Pendant zu Antibiotika, denn es bedeutet “für Leben” (lat. pro „für” und gr. bios = „Leben”).
Durch die in Probiotika enthaltenen Bakterienkulturen stellt die Darmflora wieder nach und nach das Gleichgewicht ein. Während der Antibiotikaeinnahme solltest du besonders auf die Vitamin- und Mineralstoffzufuhr achten, um das Immunsystem so aufrecht wie möglich zu erhalten.
Antibiotikaresistenz
Die Anzahl der Resistenzen gegen Antibiotika nehmen stetig zu. Und das hat weitreichende Konsequenzen. Alleine in Deutschland sterben jährlich etwa 15.000 Menschen an Infektionen, weil das Antibiotika nicht mehr wirkt. Weltweit wird die Zahl auf 700.000 Menschen geschätzt. Auch hier gilt: Tendenz steigend.
Gründe für Resistenzentwicklung
Resistenzen entwickeln sich durch das Wechselspiel von Mutation und Selektion. Gründe sind allen voran:
- zu schnelle und unbegründete Verschreibung
- zu geringe Dosis
- zu frühes Absetzen
Viele Ärzte verschreiben gerne und schnell Antibiotika. Kommt man als Patient in die Praxis mit einem etwas stärkeren Husten, wird direkt auf eine schwere bakterielle Atemwegsinfektion geschlossen und zack, geht man mit einem rosa-weißen Zettel in die Apotheke. Ob die Infektion wirklich so stark war, dass eine Antibiotikaeinnahme sinnvoll ist, bleibt ungeklärt.
Sollte ein Antibiotikum jedoch notwendig sein, sollte es auch nach der genauen ärztlichen Anweisung eingenommen werden. Auch wenn man sich schon nach 2-3 Tagen viel besser fühlt, sollte das Medikament bis zum Schluss eingenommen werden! Denn obwohl in den ersten Tagen ein Großteil der Bakterien bereits abgetötet oder am Wachstum gehemmt wird, ist die weitere Einnahme notwendig (es ist eben nur ein Großteil).
Durch die Tier – Mensch – Umwelt Interaktion, können Resistenzen auch durch die Aufnahme bereits resistenter Bakterien über Lebensmittel entstehen. Gelangt durch Ausscheidungen von bereits resistenten Tieren durch Gülledüngung, Abwasser oder Klärschlamm in die Umwelt, können sie durch den Nährboden selbst über pflanzliche Lebensmittel aufgenommen werden (dazu später mehr).
Die Gefahr lauert im Krankenhaus
70 Prozent der in Krankenhäusern verursachenden Bakterien, sind gegen mindestens ein Antibiotikum resistent. Wenn es zu Mehrfachresistenzen kommt, sind Infektionen im schlimmsten Fall gar nicht mehr therapierbar. Das ist auch ein Grund, weshalb es zu immer mehr Todesfällen aufgrund von Resistenzen kommt.
Eine Untersuchung der Charité in Berlin zeigte, dass die Resistenzen gegen Staphylococcus aureus auf Intensivstationen von 8 Prozent (1995) auf etwa 38 Prozent (2005) gestiegen sind. Besonders schlimm sind die Resistenzen gegen Reserveantibiotika. Denn diese sind quasi die “Reserve der Reserve” – danach gibt es aktuell nichts mehr.
Häufigste Resistenzen
- Pneumokokken: Verursachen Lungen-, Hirnhaut-, Mittelohr-, Hornhaut- oder Nasennebenhöhlenentzündungen
- Enterokokken: Harnwegsinfektionen bis hin zu Sepsis (Blutvergiftung)
- Meningokokken: Meningitis (Hirnhautentzündung) bis hin zu Sepsis
- Enterobacter: Atemwegs-, Harnwegsinfektionen, Meningitis, Sepsis
- Salmonellen: Lebensmittelinfektion, führt zu Durchfall
- Campylobacter: Darminfektion, führt zu Durchfall
- Pseudomonaden: Lungenentzündung
- Mycobacterium tuberculosis: Tuberkulose
Antibiotika in der Nutztierhaltung
Besonders in der konventionellen Tierhaltung stehen die armen Tiere oft auf engstem Raum zusammen. Dadurch werden sie teilweise so aggressiv, dass sie ihre Mitleidenden beißen. Durch die grausamen Zustände, kann es auch zur Entstehung von Infektionen kommen.
Alle Tiere werden behandelt
Das Problem dabei ist, dass meist alle Tiere mit Antibiotika behandelt werden, nicht nur die erkrankten. Durch die extreme und unnatürliche Mästung (und die damit verbundene viel zu schnelle Aufzucht) als auch die Antibiotikatherapie, bleibt es nicht aus, dass diese sich auf das Fleisch, das später vom Mensch konsumiert wird, übertragen.
Auch wenn die Antibiotika Chloramphenicol (seit 1994, da es Anämien auslösen kann) und Nitrofuran-Metabolite (seit 1995, da kanzerogen und Erbgutschädigend) verboten sind, wurden sie in verschiedenen Studien in wenigen Proben im Fleisch nachgewiesen. Chinolone werden in der Humanmedizin zur Behandlung schwerer Infektionen eingesetzt. Leider wirken aber selbst diese Antibiotika aufgrund von Resistenzen nicht mehr richtig, weil ganze Geflügelbestände mit Fluorchinolen behandelt werden.
Antibiotikaresistenz durch Fleischkonsum
Antibiotikaresistenzen können auch durch mit Antibiotika belastetes Fleisch entstehen. So fanden Kontrollbehörden auf 66 % des Hühnerfleisches aus deutschen Supermärkten Keime mit Antibiotikaresistenz. Gerade Antibiotika aus Indien und China, die in Deutschland aufgrund des niedrigen Preises verarbeitet werden, können einen bis zu 2235-fachen Wert des zulässigen Grenzwertes des Reserveantibiotikas Moxifloxacin enthalten. Auch Greenpeace wies im April 2017 in 13 von 19 Proben von Gülle aus Schweinemastanlagen multiresistente Erreger nach.
Antibiotikanachweis in Aquakulturen
Nicht nur in der Schweine-, Hühner- oder Rinderhaltung werden teils verbotene Antibiotika und multiresistente Erreger nachgewiesen. In Aquakulturen in Asien werden besonders bei Shrimps Chloramphenicole (können toxische Wirkung haben) eingesetzt. Auch wenn sowohl der Import dieser Ware, als auch der Einsatz des Antibiotikums verboten ist, wurden in Deutschland und den restlichen europäischen Ländern vor allem Tetrazykline und Sulfonamide in Lachs, Dorade und Wolfsbarsch nachgewiesen.
Gerade Zoonosenerreger (können zwischen Tier und Mensch übertragen werden) sind ein großes Problem. Darunter zählen zum Beispiel Salmonellen- und Campylobacter-Stämme, die über die Lebensmittelkette zum Menschen gelangen. Bei Rindern und Schweinen gefundene resistente Keime von E.Coli- und Salmonella-Stämmen sind teilweise unempfindlich gegenüber mehr als 5 Antibiotika. Diese Resistenzen können sich auch auf den Menschen übertragen.
Antibiotika in Umwelt und Pflanzen
Durch die Rückstände von Antibiotika in den Ausscheidungen behandelter Tiere, gelangen diese auch durch das Ausbringen von Gülle und Mist auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Medikamente gelangen jedoch nicht nur dadurch in die Umwelt, sondern auch durch den Mensch. 2006 wurde in einer Umfrage aufgezeigt, dass 16 % der Deutschen Antibiotikareste über die Toilette entsorgt haben.
Rückstände in der Umwelt
Antibiotika haben einen starken Einfluss auf die Umwelt. In verschiedenen Untersuchungen konnten sie im Zu- und Ablauf von Kläranlagen nachgewiesen werden. Kontrollen von Karlsruher Wissenschaftlern zeigten, dass antibiotikaresistente Bakterien vor allem in Biofilmen (Schleimschichten) aus Krankenhäusern und Kläranlagenwässern vorhanden sind. Die Mengen waren jedoch so gering, dass sie keine gesundheitliche Schäden hervorrufen.
Zwar können die Rückstände keine direkten Schäden beim Mensch anrichten, hingegen aber in der Bodenmikroflora. Die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) des GSF (Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) stellten fest, dass Antibiotika einen großen Einfluss auf die Bodenmikroflora und deren Funktion für die Bodenqualität hat.
Rückstände in Pflanzen
In Untersuchungen wurden zwar überwiegend Worst-Case-Szenarien untersucht, jedoch ist ein Transfer (Aufnahme und Transport) pharmakologisch wirksamer Stoffe in Pflanzen ist generell möglich. Positive Befunde fanden sich besonders bei:
- Radieschen
- Kohl
- Koriander
- Raps
- Karotten
Die Wirkstoffgruppen dabei waren:
- Tetracycline (können die Darm- und Vaginalflora schädigen und den Knochenstoffwechsel stören)
- Sulfonamide (kann zu Hautreaktionen und Anämien führen)
- Chinolone (können Durchfall, Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Knochen-Knorpelschäden verursachen)
- Amphenicole (wird vor allem bei Tieren eingesetzt und kann beim Mensch zu aplastischer Anämie, Anorexie und Anaphylaxie führen)
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) hat multiresistente Keime in Gemüsesprossen nachgewiesen. Die Aufnahme kann also möglicherweise über pflanzliche Lebensmittel erfolgen, aber eher bei ungewaschenem Obst und Gemüse. Der Trend zur Rohkosternährung könnte auch ein problematischer Faktor sein, da die Gefahr der Aufnahme im rohen Zustand höher ist.
Maßnahmen zum Umgang mit Antibiotika
Der richtige Umgang mit Antibiotika ist sehr wichtig. Nur so können wir verhindern, dass sich immer mehr Resistenzen bilden und die Aufnahme über Lebensmittel verringert oder sogar eliminiert wird. Nicht nur der Verbraucher selbst, sondern auch die Human- und Tiermedizin, Landwirtschaft und Forschung kann dazu beitragen.
Verbraucher
- Dauer (variiert je nach Antibiotikum: zum Beispiel gibt es bei Blasenentzündungen Präparate, deren einmalige Einnahme ausreicht) der Einnahme und Dosierung genau nach ärztlicher Verordnung folgen, auch wenn es dir schon scheinbar besser geht.
- Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln erfragen.
- Reste niemals über die Toilette oder das Waschbecken, sondern über den Hausmüll entsorgen. Dort werden sie rückstandslos verbrannt und breiten sich nicht über das Abwasser aus. Einige Apotheken nehmen sogar Arzneimittelreste an, um diese fachgemäß zu entsorgen.
- Auf problematische Lebensmittel wie rohes Fleisch, Rohwürste oder Rohmilch verzichten.
- Gerade bei tierischen Lebensmitteln auf Bioware achten, da die Richtlinien (in der Regel) strenger sind.
Humanmedizin
- Antibiotika so wenig wie möglich anwenden, damit sie im Ernstfall helfen.
- Nicht bei Virusinfektionen einsetzen, da sie sowieso nicht wirken.
- Genaue Diagnose stellen, um Antibiotika gezielt einsetzen zu können.
Tiermedizin
- Verbesserte Haltebedingungen.
- Hygienemaßnahmen treffen (vor allem auf engem Raum).
- Antimikrobiell wirksame Substanzen gezielter einsetzen.
- Für die Humanmedizin besonders wichtige Antibiotika nicht bei Tieren anwenden, um Resistenzen vorzubeugen.
Landwirtschaft
- Klärschlamm und Gülle in Tanks lagern, da durch Ab- und Umbauprozesse die Menge der Antibiotika reduziert wird.
- Regelmäßige Kontrollen.
Forschung
- Antibiotika mit neuen Wirkmechanismen herstellen.
- Verbesserte Möglichkeiten zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung.
Fazit
Antibiotika sind wichtig, keine Frage. Ohne sie wäre die Zahl der Todesfälle aufgrund von Infektionen vermutlich höher. Doch die Häufigkeit der Verschreibungen nimmt exponentiell zu und viele Studien belegen, dass diese oft unbegründet oder zu voreilig sind. Ein gesundes Immunsystem wird mit einer leichten Blasenentzündung oder beginnenden Atemwegsbeschwerden in der Regel selbst fertig. Wichtig ist besonders, Infektionen vorzubeugen.
Um diese ganzen Maßnahmen zu kommunizieren, ist eine bessere Aufklärung in allen Bereichen notwendig. Ärzte und Apotheker müssen sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, um unnötige Verschreibungen zu vermeiden. Die Konsumenten sollten ebenfalls öfter und klarer auf den richtigen Umfang mit Antibiotika hingewiesen werden. Auch die Haltungsbedingungen von Nutztieren müssen deutlich verbessert werden, um Infektionen und die daraus resultierende Gabe von Antibiotika zu vermeiden.
Um Resistenzen zu vermeiden, braucht es eine Symbiose aller Faktoren. Der erste Schritt muss getan werden und diesen können auch wir, die Verbraucher, tun. Ein geringerer Konsum tierischer Lebensmitteln (vor allem aus konventioneller Haltung) ist notwendig, um die Produzenten darauf aufmerksam zu machen. Dabei geht es besonders um das Tierwohl, aber auch um unsere Umwelt, unsere Erde. Denn wir haben nur eine und die sollten wir schützen!
Quellen und weiterführende Literatur
Ärzteblatt (17.10.2012) Antibiotika in der Lebensmittelkette bleiben ein Problem. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52058/Antibiotika-in-der-Lebensmittelkette-bleiben-ein-Problem
Ärzteblatt (02.05.2018) Robert-Koch-Institut mahnt zur restriktiven Antibiotikagabe. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/antibiotika?nid=94867
Ärzteblatt (23.07.2018) Mehr Nachweise von antibiotikaresistenten Keimen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/antibiotika?nid=96638
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (2013) Erfassung von Antibiotikarückständen in ausgewählten Lebensmitteln tierischer Herkunft. https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/arzneimittelrueckstaende/antibiotika/antibiotika_tierische_lebensmittel.htm
BR (30.04.2018) Resistente Keime lauern nicht nur im Fleisch. https://www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/gesundheit/antibiotika-multiresistente-keime-resistenzen-tierzucht-fleisch-lebensmittel-100.html
Bundesinstitut für Risikobewertung (2011) Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs. Stellungnahme Nr. 051/2011 des BfR vom 2. November 2011.
Bundesinstitut für Risikobewertung (03.08.2016) Fragen und Antworten zu den Auswirkungen des Antibiotika-Einsatzes in der Nutztierhaltung. https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_den_auswirkungen_des_antibiotika_einsatzes_in_der_nutztierhaltung-128153.html
Door R. (14.05.2018) Wie lange soll man Antibiotika einnehmen? Apotheken Umschau. https://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Wie-lange-soll-man-Antibiotika-einnehmen-550971.html
Dowling P.M. (2006) Chloramphenicol, Thiamphenicol, and Florfenicol. Antimicrobial Therapy in Veterinary Medicine. Black Publishing, Ames, Iowa (USA), 4. Edition, pp. 241-248
Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (2007) Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
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Pidot S. J. et al. (2018) Increasing tolerance of hospital Enterococcus faecium to handwash alcohols.Science Translation Medicine. 10(452) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30068573
Plumb D.C. (2002) Veterinary Drug Handbook. PharmaVet Publishing, White Bear Lake, Minnesota (USA), 960 ff.
PTA heute (07.11.2015) 7 Tipps zum Umgang mit Antibiotika. Pressemitteilung der ABDA. https://www.ptaheute.de/news/detail/2015/11/7-tipps-zum-umgang-mit-antibiotika/
Schneider S., Salm F., Schröder C., Ludwig N., Hanke R, Gastmeier P. (2016) Antibiotikaeinnahme und Resistenzentwicklung – Wissen, Erfahrungen und Einnahmeverhalten innerhalb der deutschen Allgemeinbevölkerung. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. 59(9):1162-1170
Schulz-Stübner S., Mattner F., Meyer E., Mahlberg R. (2016) Antibiotika bei Infektionen mit multiresistenten Erregern. Berlin / Heidelberg, Springer Verlag.
Weigt S. (2017) Antibiotika – Gefährliche Entwicklung. UGBforum 5:254-255
Wormer E.J., Buhner S.H. (2015) Grüne Antibiotika. Heilkräftige Medizin aus dem Pflanzenreich: Wirksame Hilfe gegen MRSA und resistente Krankenhauskeime. Murnau am Staffelsee, Manko Verlag.
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