Vor unserem zweiwöchigen Trip durch Vietnam hatten wir selbstverständlich Erwartungen an die vietnamesische Küche. Wir stellten uns auf knackiges Gemüse, fettarme Reis- und Nudelgerichte und frisches Obst ein. Das gab es auch. Und doch erlebten wir einige Überraschungen. In diesem Beitrag »Vegan in Vietnam« erfährst du alles über unsere kulinarische Reise durch den südostasiatischen Staat.
Vietnam ist unser erstes Reiseziel in Asien. Da sich dieser Artikel hauptsächlich mit veganem Essen in Vietnam befasst, soll an dieser Stelle nur ein kurzes allgemeines Fazit zum Urlaub stehen. Es war ein Kulturschock im positiven Sinne. Der Verkehr, die Hitze, die Lebensumstände der Menschen, die Gerüche, Kontraste, Umgangsformen und Gepflogenheiten – all das ist so anders, dass es auf eine subtile Weise doch vertraut wirkt.
Anreise und Reiseroute
Geflogen sind wir mit Qatar Airways von Frankfurt über Doha nach Ho-Chi-Minh-City (ehemals Saigon). Von Ho-Chi-Minh-City (kurz HCMC) ging es dann mit Vietnam Airlines nach Da Nang. In Da Nang blieben wir drei Nächte, ehe es ins nur 30 km südlich gelegene Hoi An ging. Dort verbrachten wir die meiste Zeit auf unserer Vietnamreise und flogen schließlich für 3 Nächte nach HCMC, von wo aus es wieder zurück nach Frankfurt ging.
Während der Buchung wählten wir die veganen Mahlzeiten für den Flug mit Qatar Airways (Abkürzung VGML auf den Essschälchen). Wir sind alle 4 etwa gleich langen Teilstrecken in der Economy Class geflogen und bekamen wie bestellt die veganen Mahlzeiten (siehe Fotos).
Die Bordverpflegung war überraschend gut und zählt für uns zu den bisher besten Mahlzeiten in der Economy Class auf der Langstrecke. Vor allem der Muffin (Foto unten links) auf dem Flug von Doha nach Ho-Chi-Minh-City hat es uns angetan. (PS: Tipps gegen Blähungen im Flugzeug, gibt’s in Jans Buch »Das Pups-Tabu: Was wirklich gegen Blähungen hilft – und dem Darm guttut«.)
Allgemeine Tipps rund ums (vegane) Essen in Vietnam
Vor der Reise hatten wir natürlich Vorstellungen darüber, was uns erwarten würde. Dazu zählten:
- viele vegane Optionen
- wenig Milchprodukte
- fettarme Speisen
Diese 3 Annahmen sollten sich als falsch herausstellen. Unsere Freunde Sofia und Jose von isshappy.de, die wir in Vietnam besuchten, erzählten, dass Indonesien/Bali und Thailand für Veganer deutlich mehr Optionen bieten würden. Die vegan/vegetarischen Restaurants, die wir dann gefunden hatten, glänzten häufig durch eine endlose Auswahl an Fleischersatzprodukten auf Soja– und Glutenbasis.
Milchprodukte finden sich leider in überraschen vielen Speisen und Getränken. So passierte es uns 2 Mal, dass wir frische Säfte bestellten und stattdessen Smoothies mit Milch bekamen.
Unserer Erfahrung nach ist die vietnamesische Küche auch nicht besonders fettarm. Oft bekamen wir Frittiertes oder in reichlich Öl Gebtratenes. Natürlich kann man auch nur Pho essen (typisch vietnamesische Suppe; fragen, ob Fleischbrühe verwendet wird), aber gerade die als vegetarisch/vegan bezeichneten Restaurants und Garküchen boten eine Vielzahl fettiger Speisen an.
Es gibt übrigens kein gängiges Wort für »vegan« im Vietnamesischen. Wir hatten zunächst immer darauf hingewiesen vegetarisch zu essen (»toi an chay«) und anschließend gefragt, ob die Gerichte Milchprodukte, Fischsoße und Eier enthalten würden.
Das klingt jetzt vielleicht so, als würden wir auf die vietnamesische Küche schimpfen. Das stimmt so nicht. Im Folgenden wirst du viele leckere Gerichte und Restauranttipps finden, aber es ist auch nicht, dass uns das Essen in Vietnam aus den Socken gehauen hätte.
Kleiner Sprach-Guide für veganes Essen in Vietnam
Mit Englisch kann man sich zwar fast überall durchschlagen, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Vietnamesen nur okay Englisch sprechen – und das ist positiv formuliert. Es wurde bspw. oft »yes« geantwortet, obwohl die Frage offensichtlich nicht verstanden wurde.
Außerdem sollte man unserer Meinung nach nicht in ein Land fliegen und von den Einheimischen erwarten, dass sie Englisch beherrschen oder noch besser: fließend Deutsch sprechen. Zudem werden selbst die dilettantischsten Versuche die Landessprache zu sprechen oft mit besonderer Freundlichkeit quittiert.
Danke = Cám ơn!
Hallo = Xin chào!
Ich ernähre mich vegetarisch = Tôi ăn chay
Ohne Eier, ohne Milch = Không có trứng, không có sữa (Wir haben aber meist »no egg, no milk« gesagt)
Ohne Fischsoße = Không có nước mắm
Was kostet das? = Chi phí là gì?
Essen bestellen und Einkaufen in Vietnam
Handeln lohnt sich – auch beim Essen. Klar wissen wir, dass die Menschen es in Vietnam schwerer haben als wir Touris, aber Handeln gehört laut Einheimischen-Knigge zum Marktbesuch dazu. Als zielführend hat sich ein Gegenangebot von 60 bis 70 % des ursprünglich verlangten Preises erwiesen. Daraufhin haben wir uns dann meist in der Mitte mit den Händlern geeinigt.
Teilweise sind die verlangten Preise auch jenseits von Gut und Böse. So zum Beispiel in der wunderschönen Altstadt von Hoi An. Dort wollte eine Verkäuferin 20.000 Dong für einen kleinen Mango Cake; üblich sind 5.000 wie wir zuvor schon erfahren hatten.
Um dir das Handeln ein wenig zu erleichtern, haben wir im Folgenden Richtwerte für gängige Speisen und Lebensmittel aufgeführt. Die Preise variieren natürlich je nach Region und Bezirk (auf dem Touristen-Markt zahlt man selbstverständlich etwas mehr, als auf einem für Einheimische).
- 1 frische Kokosnuss = 15.000 Dong in Ho-Chi-Minh-City, 30.000 Dong am Strand von Da Nang und Hoi An
- 1 Staude Bananen = 20.000 Dong auf dem Central Market von Hoi An
- 1 Drachenfrucht (weiß) = 20.000 Dong auf dem Central Market von Hoi An
- 1 Drachenfrucht (rot) = 25.000 Dong auf dem Central Market von Hoi An
- 1 Mango Cake = 5.000 Dong in der Altstadt von Hoi An
- 1 große Flasche Wasser = 8.000 bis 10.000 Dong im Supermarkt bzw. Kiosk
- 1 Wasserkanister (6 Liter) = 30.000 Dong im Supermarkt bzw. Kiosk
- 1 veganes Bánh mì (krosses Baguette mit Gemüsefüllung) = 5.000 Dong bei Hoi Banh My Chay in Hoi An (Tipp: Die Frau schließt früh; am besten bis 10:00 Uhr morgens schon ein leckeres Bánh mì sichern)
Und noch was: Auch wenn diverse Reiseführer uns zur Annahme führten, dass Vietnamesen ausgesprochen freundlich (dem westlichen Verständnis nach) seien, haben wir diese Erfahrung nicht gemacht. Und das ist okay. Unser Tipp: Besuche unbedingt das War Remnants Museum in Ho Chi Minh City. Danach wirst du Vietnam und die Vietnamesen anders wahrnehmen. Und ansonsten gilt: Nimm die scheinbare Unfreundlichkeit mancher Einheimischer nicht persönlich. Sie meinen es bestimmt nicht böse.
Kulinarische Highlights und Tipps (Restaurants, Garküchen etc.)
Da Nang
- Hurom Juice
Am ersten Abend haben wir uns direkt mal einen grünen Saft im Hurom Juice gegönnt. Die Säfte werden dort vor Ort frisch zubereiten, sind allerdings für dortige Verhältnisse nicht günstig – ein Saft kostet 100.000 VDN (ca. 3,50 Euro). Dennoch schmecken sie sehr lecker, sodass wir das Geld jederzeit wieder investieren würden. - Thuy
Das erste Abendessen in Vietnam. Wir hatten beide Reis mit Gemüse und Tofu bestellt – nichts Spektakuläres, aber dennoch lecker. Das Essen hat uns nicht aus von den Socken gehauen, aber es war gut. Pro Portion haben wir etwa 20.000 – 30.000 VDN (ca. 70 Cent – 1 Euro) bezahlt. - Thuc Duong Bao An Macrobiotic Restaurant
Die makrobiotische Ernährung, nach der die Gerichte zubereitet sind, legt den Schwerpunkt auf vollwertiges Getreide und Gemüse (gemieden werden allerdings z. B. Paprika, Spargel, Kartoffeln, Avocados, Auberginen oder Tomaten). Außerdem werden Fleisch, tierische Fette (z. B. Butter), Milchprodukte, Eier, künstliche Süßungsmittel und chemische Zusatzstoffe gemieden. Die Hauptlebensmittel sind Vollkorngetreide wie Naturreis, Buchweizen, Roggen, Hirse, Gemüse, Hülsenfrüchte, Algen und in geringen Mengen Früchte, Samen und Nüsse. Für Veganer also perfekt! Die Besitzerin des Restaurants ist – wie auch ihr Mann und die süße Tochter – super lieb und hat uns gerne etwas über die Ernährungsweise, die Anfänge des Restaurants und die Zubereitung erzählt. Das Menü wechselt täglich bis auf 5-6 Gerichte, die immer angeboten werden. Ein Gericht hat je nach Größe (normal oder groß) zwischen 40.000 und 60.000 VDN (ca. 1,40 – 2,30 Euro) gekostet.
Unser absolutes Highlight waren die Frühlingsrollen mit Buchweizen-Papier, Erdnusssauce und Salat (siehe rechtes Bild). Ein absolutes Muss!
Hoi An
- Hoi Banh My Chay
Wenn du in Vietnam bist, musst du Bánh mì essen! Es handelt sich um ein krosses Baguette mit verschiedenen Füllungen. An diesem kleinen Stand gibt es nur vegane Füllungen bestehend aus Tofu, Erdnüssen, einer süßen Komponente und Salat (nach Belieben mit scharfem Gewürz). Um an diesem Stand ein leckeres Bánh mì zu sichern, musst du vor 10:00 Uhr dort sein, da sonst alle weg sind (kein Wunder!). Wir haben für ein Baguette 5000 VDN (ca. 20 Cent) gezahlt. - The Juicery
Die Säfte sind alle aus Bio-Obst und Gemüse gepresst und in vielen Kombinationen erhältlich. Wir können besonders den »Immune Booster« (Maracuja, Apfel, Ananas) empfehlen. Die Säfte kosten zwischen 38.000 und 58.000 VDN (ca. 1,35 und 2,10 Euro). Deutlich günstiger im Vergleich zum Hurom Juice in Da Nang. - Minh Hien Vegetarian
Das Minh Hien ist ein rein veganes Restaurant. Die Auswahl ist groß, die Portionen landestypisch klein. Dennoch hat es uns geschmeckt, sodass wir noch ein zweites Mal da waren. Sehr empfehlen können wir den »Banana Blossom Salad« und den Papayasalat (Achtung! Der Salat kommt sehr scharf, daher vorher Bescheid geben, falls du empfindlich bist).
- Karma Waters
Im Netz total gehypt und oft als bestes Restaurant für Veggies in Hoi An angepriesen. Klar, das Konzept ist cool (kein Plastik und rein vegan), aber geschmacklich hat uns nur die Phở Suppe und das indische Dal überzeugt. Die Gerichte haben zwischen 50.000 und 80.000 VDN gekostet (ca. 1,80 bis 2,80 Euro). - Am Vegetarian Restaurant
Das Am wurde uns oft empfohlen, sodass wir auch dort vorbeigeschaut haben. Die Gerichte waren sehr lecker, aber auch sehr klein (außer das Pad Thai). Die kleinen Portionen sind uns allerdings in (fast) jedem Restaurant aufgefallen. Oft mussten wir eine zweite Portion bestellen, um satt zu werden. Dennoch hat uns das Essen im Am gut geschmeckt und wir können es weiterempfehlen! Preislich liegen die Gerichte bei 50.000 bis 65.000 VDN (ca. 1,80 bis 2,30 Euro).
- Rosie’s Cafe
»Instagram-Café« hat Jan es genannt und ganz unrecht hat er nicht. Rosie’s Cafe spricht ganz klar die Zielgruppe jung, weiblich, Social Media-affin an. Hier gibt es täglich einen veganen Kuchen (wechselt wohl auch täglich), Kaffee, Tee, Säfte und kleine Speisen wie Salate und Wraps. Wir waren zweimal hier; einmal gab es Möhrenkuchen (war okay) und das andere Mal Schokokuchen. Die Bedienungen waren total lieb, der Kuchen lecker (hat fast ein wenig zu gesund geschmeckt) und das Ambiente dort sehr gemütlich. Ein Stück Kuchen kostet 40.000 VDN (ca. 1,40 Euro).
- Annen Vegetarian
Das Annen Restaurant ist in einem Hinterhof gelegen, was angesichts der lauten und nach Abgasen riechenden Straßen sehr angenehm ist. Als Vorspeise hatten wir Cassava Fries bestellt, da wir diese aus Brasilien kennen und lieben. Leider wurden wir total enttäuscht. Die Fries waren nicht frisch (wir haben gesehen, wie sie aus dem TK Fach rausgenommen wurden) und trocken.
Das »Vietnamese Pesto with Quang Noodles« hat uns ebenfalls nicht geschmeckt. Es war pappig und fad. Dafür waren sowohl das Ratatouille als auch die »Eggplants in a Clay Pot« frisch und lecker. Das Gemüse wurde in einer tomatigen Soße und Reis serviert. Diese beiden Gerichte können wir sehr empfehlen (Achtung: Sehr heiß!). Die Chefin des Restaurants spricht englisch, was die Wünsche bzgl. veganer Optionen deutlich erleichtert hat, denn nicht alle Gerichte sind vegan. Das Essen kostet zwischen 40.000 und 60.000 VDN (ca. 1,40 bis 2,10 Euro).
- Quan Chay Dam
So gut, dass wir dreimal dort waren. Das Dam bietet ein warmes Buffet mit täglich wechselnden Auswahlmöglichkeiten. Die Grundlage bildet (wenn man möchte) Reis und der Rest ist frei wählbar. Ein absolutes Highlight sind die “Hähnchen Schenkel”. Das “Fleisch” besteht aus Seitan und der Knochen wird ersetzt durch Zitronengras-Stängel! Im Dam gibt es viel ausgefallenen Fleischersatz, aber auch Gemüse.
Ho-Chi-Minh-City
- Metta Vegan
Vom Metta haben wir uns Gerichte erhofft, die nicht Fleischersatz-lastig sind. Die Fotos im Internet wirkten zumindest sehr ansprechend. Als wir dort ankamen schien es, als wäre das Lokal geschlossen – niemand da, alles ruhig, Tür allerdings offen. Die Bedienung war aber sehr nett und hat uns direkt die Menükarte gebracht. Die Englischkenntnisse waren jedoch sehr gering, sodass man sich besser vorher überlegt, was man möchte und ggf. Google Translate benutzt. Das Essen war so frisch wie es auf den Fotos aussah und Geschmacklich sehr gut. Wir haben sogar selbst gemachte Frühlingsrollen und zum Abschluss einen Zimt-Tee kostenlos bekommen! Waren aber verwundert, denn die Erfrischungstücher haben im Nachhinein 2000 VDN gekostet, obwohl diese (fast) immer kostenlos sind und es auch nicht auf der Karte gestanden hat.
- Phuc Quang Chay
Dazu können wir nur sagen: »Warum sind wir da nicht früher, sondern erst an unserem letzten Tag hingegangen?«. Warum auch immer wurde uns das Restaurant nicht im Internet angezeigt, erst am letzten Tag haben wir es ganz versteckt im Hinterhof gefunden. Unserer Meinung nach das beste Restaurant, in dem wir auf unserer Vietnam-Reise waren! Die Gerichte sind alle frisch und schmackhaft zubereitet, die Besitzer super lieb und es gab sogar Live-Music!
Das absolute Highlight waren allerdings die Nachspeisen! Das selbst gemachte Vanilleeis auf Kokosbasis war ein Traum. Und der Fruit Crepe Cake ist der Himmel auf Erden, einfach eine Geschmacksexplosion! Wenn du in Ho Chi Minh bist, musst du unbedingt dorthin!
Vegan in Vietnam – Unser Fazit
Unser Aufenthalt in Vietnam war wundervoll. Zusammen mit lieben Menschen eine völlig neue Kultur erleben – das schafft Erinnerungen für die Ewigkeit. Wie du gesehen hast, war auch abseits von Kultur und Gesellschaft, Flora und Fauna einiges los – auf unseren Tellern.
Vegan Essen ist in Vietnam kein Problem. Vor allem wenn man auf frische Früchte, Säfte, Kokosnüsse, Baguette, Suppen und Reispfannen steht. Allerdings hätten wir uns in als vegetarisch ausgeschriebenen Restaurants weniger Fleischersatz aus Seitan und Soja und dafür mehr Überraschendes, Neues, Natürliches gewünscht.
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