Du willst Ökotrophologie studieren, weil du dich für Ernährung interessierst? Du willst lernen, welchen Einfluss das Essverhalten auf die Gesundheit, Gesellschaft und das Miteinander hat? Dann gehört das Studium der Haushalts- und Ernährungswissenschaften auf jeden Fall in deine engere Auswahl. Hier stelle ich dir als Orientierungshilfe die Module vor, die ich im Studium belegt habe.
Im Wintersemester 2014/15 habe ich mit dem Ökotrophologie Studium an der JLU Gießen1 begonnen. Regulär dauert das Studium 6 Semester, wobei die Bachelorthesis im 6. Semester geschrieben wird. Viele entscheiden sich allerdings dafür, diese in einem zusätzlichen 7. Semester zu schreiben, um sich voll und ganz darauf konzentrieren zu können. Auch ich habe 7 Semester studiert und kann diese Entscheidung, soweit es für dich möglich ist, empfehlen.
Somit habe ich das Studium im Wintersemester 2017/18 abgeschlossen und werde im Oktober, also zum Wintersemester 2018/19, mit dem weiterbildenden Masterstudium der Ernährungswissenschaften beginnen.
Das Ökotrophologie Studium an der JLU Gießen besteht aus insgesamt 30 Modulen. Diese gliedern sich in 15 Kern- und 15 Profilmodule (alle Module zählen 6 Credit-Points, die Bachelorthesis und das Praktikum zählen jeweils 12 CP). Während Kernmodule fest vorgeschrieben sind, können Profilmodule frei gewählt werden. Dafür stehen dir eine große Anzahl an Themengebieten zur Verfügung mit insgesamt knapp 100 Modulen2.
Ökotrophologie studieren: Studienverlauf
Die Reihenfolge der Module ist sinnvoll angeordnet, allerdings kannst du diese nach Belieben ändern. Ich kann dir aus meiner Erfahrung sagen, dass das öfter denn nicht eine schlechte Idee ist (mehr dazu später). Hier mal die Übersicht des Studienverlaufs für den Bachelorstudiengang Ökotrophologie an der JLU:
Wie du siehst, sind die ersten zwei Semester klar strukturiert und es sind keine Profilmodule vorgesehen. Das liegt auch daran, dass die Grundlagen zunächst gelehrt werden, um sich dann ab dem dritten Semester für eine Richtig innerhalb des Studiums zu entscheiden. Das hängt natürlich davon ab, was du später machen möchtest.
Jan und ich haben während des Studiums teilweise verschiedene Profilmodule gewählt. In der Liste findest du sowohl meine, als auch Jan’s Module. Um genauer zu erfahren, was dich erwartet und wie wir die Module fanden, gibt es jeweils Informationen dazu.
Was ganz wichtig ist und wir leider anfangs falsch gemacht haben: Hör nicht nur auf andere! Wenn jemand ein Modul »Super easy, bin locker mit 3 Tage lernen zweistellig rausgegangen, nur Altklausuren!« findet, heißt das noch lange nicht, dass es bei dir genauso ist. Deshalb nutze diesen Beitrag zur Orientierung, aber wähle die Module nur, wenn sie dich wirklich interessieren – dann lernt es sich meist sowieso einfacher.
Zertifikat als Ernährungsberater
Falls du nach dem Studium ein Ernährungsberater-Zertifikat erlangen möchtest (z. B. von der DGE, dem UGB und VDOe), musst du bestimmte Module belegen, um diese Weiterbildung absolvieren zu können. Die notwendigen Module für Ökotrophologie Studenten sind:
- Altersspezifische Ernährung
- Angewandte Diätetik
- Physik oder Grundlagen der Prozesstechnik und Thermodynamik
- Grundlagen der Ernährungstherapie oder Molekulare Grundlagen degenerativer Erkrankungen
Damit es für dich übersichtlich ist, steht nach den jeweiligen Modulen ein (Z), sodass du nicht zwischendurch hochscrollen musst.
Modulempfehlungen
Ein klassischer Fall des auf-andere-Hörens. Ich hatte im 5. Semester ein Modul gesucht, das ohne Anwesenheitspflicht gut zu bestehen ist. Letztendlich habe ich mich für Alltagsmanagement entschieden. Auch wenn die beiden Personen nur 2 Tage gelernt und gut bestanden haben, habe ich den ersten Versuch vergeigt (trotz 1 Woche lernen) und musste ein Jahr später (da ich im 3. Zeitraum erst geschrieben habe) noch mal ran und habe dann auch bestanden. Es gibt deutlich anspruchsvollere Module, allerdings war dieses für mich so unglaublich langweilig und uninteressant, dass es fast eine Qual war zu lernen – kein Scherz! Dadurch fiel es mir natürlich schwerer.
Im Prinzip lernst du wie ein Haushalt funktioniert: Geldmanagement, Zeitmanagement, familiärer Wandel oder Wohnstandortkennziffern. Meiner Meinung nach (!) ein ziemlich altmodischer Ansatz der Theorie, aber gut – je nach Interesse ist es vielleicht genau deins.
Jede Vorlesung schließt mit Fragen ab, an welchen du dich für die Klausur ganz gut orientieren kannst. Die Antworten finden sich nicht alle in den Folien wieder, sodass dir eine Sammlung der Antworten helfen werden (dafür kannst du mir gerne eine Mail schreiben an hallo@sattesache.de) oder in die Vorlesungen gehen. Es besteht keine Anwesenheitspflicht, aber gerade wegen der Fragen und Haushaltsanalyse (diese kommt auch in der Klausur dran), kann es nicht schaden sie zu besuchen.
Altersspezifische Ernährung (Z)
In diesem Modul geht es um die jeweiligen Bedürfnisse der Altersgruppen Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen. Es werden mögliche Krankheiten besprochen, welchen Einfluss die Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit auf das Kind hat und wie sich der Körper im Alter verändert. Zu Beginn gibt es ein paar »trockene« Statistiken, die »good to know« sind, ich aber nach 3 Tagen wieder vergessen habe. Alles andere fande ich sehr interessant, weil ich mir diesen Berufszweig gut vorstellen kann. Auf unserem Blog findest du auch eine Artikelserie über Schwangerschaft und Stillzeitund allem was dazugehört (Später dann auch hier den Link dazu einfügen!).
Es besteht keine Anwesenheitspflicht und es gibt auch keine Mitarbeitsnoten (die Klausur zählt 100 %). Jedoch gibt es nach jeder Vorlesung im Teil Altern Wiederholungsfragen, die auch in der Klausur drankamen. Es lohnt sich also in die Vorlesung zu gehen.
Angewandte Diätetik (Z)
Für mich eins der interessantesten Module im ganzen Studium. Du wirst in eine Gruppe eingeteilt, mit welcher du während des Semesters arbeitest. Wöchentlich wechselnd schreibt ihr entweder einen Ernährungsplan für einen (fiktiven) Patienten mit einer bestimmten Erkrankung (z. B. Diabetes, Gicht oder Zöliakie) oder kocht eine Mahlzeit aus dem Plan. Für den Ernährungsplan nutzt ihr eine Software, in welcher die Zielwerte der jeweiligen Nährstoffe vorab eingetragen werden. Die Schwierigkeit besteht darin die passenden Lebensmittel herauszusuchen, um diese Werte zu erreichen.
Wenn dich die Ernährungsberatung interessiert, ist dieses Modul Pflicht! Es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht und ich war tatsächlich traurig, als es vorbei war. Vor den Seminaren gibt es eine Vorlesung, in welcher im Vergleich zu den Seminaren keine Anwesenheitspflicht besteht. Jedoch hat jeder zwei Fehltermine frei, für weitere ist ein ärztliches Attest nötig. Das Modul schließt mit einer Klausur ab, welche (und das ist wirklich so) leicht machbar ist – sie bestand nämlich, wie auch die Klausuren der letzten fünf Jahre, zu 90 % aus Altklausurfragen. Der Lernaufwand hängt dabei natürlich von dir selbst ab.
Berufspraktikum
Für das Modul – welches übrigens zwei Module, also 12 Credit Points zählt – musst du neun Wochen in einem anerkannten Betrieb arbeiten und anschließend den Praktikumsbericht schreiben. Es besteht die Möglichkeit, welche ich auch genutzt habe, die neun Wochen auf zwei Betriebe zu splitten (also in Betrieb 1 vier Wochen, Betrieb 2 fünf Wochen). Ich kann es nicht nur aufgrund der praktischen Erfahrung in der Arbeitswelt empfehlen, sondern auch wegen dem wissenschaftlichen Arbeit.
Der Praktikumsbericht ist ähnlich wie eine kleine Bachelorthesis: Er sollte je nach Institut etwa 25-35 Seiten umfassen und natürlich mit wissenschaftlichen Quellen untermauert sein. Durch die Recherche und das Schreiben konnte ich aufgrund des Feedbacks viele Dinge lernen, die ich in der Bachelorthesis verbessern konnte.
Biostatistik
Nachdem das Kernmodul Mathematik und Statistik im ersten Semester nicht schwer für mich war, wählte ich Biostatistik im dritten Semester. Es wird jeweils mit dem Programm »R« gerechnet und programmiert. Grund für die Entscheidung war u. a., dass keine Klausur geschrieben wird, sondern jede ein bis zwei Wochen eine Hausarbeit abgegeben werden muss. Und diese Hausarbeiten haben es wirklich in sich. Ich bin froh, dass wir die Arbeiten in einer Gruppe geschrieben bzw. gerechnet haben! Wenn du Lust am Programmieren hast, ist dieses Modul bestimmt etwas für dich.
Ernährungsalltag in Medien
Wird nicht mehr angeboten.
Ernährungstherapie (Z)
Auch dieses Modul zählt zu meinen Favoriten. Es werden Themen wie die Behandlung von Diabetes Mellitus Typ 1 und 2, Hyperurikämie und Gicht oder auch verschiedener Magen-Darm-Erkrankungen angesprochen. Außerdem lernst du etwas über künstliche Ernährung, was mich sehr interessiert hat und schon auf der Profilmodulliste für den Master als alleiniges Modul (Klinische Ernährung) steht, oder auch Immunonutrition.
Die Note setzt sich aus einem Gruppenreferat, welches 33 % zählt, und der Klausur zusammen. Das Thema des Referats kannst du aus einer vorgegebenen Liste wählen – ich hatte mich für Essstörungen entschieden.
Grundlagen der Beratung und Gesprächsführung
Wenn du in die Beratung gehen möchtest, solltest du dieses Modul wählen. Es hat mir sehr geholfen die Prozesse und Theorien der Beratung zu verstehen, verschiedene Ansätze kennenzulernen und wie man auf verschiedene Ratsuchende eingeht. Außerdem ist die Dozentin Frau Dr. Hoy nett und man merkt, dass es ihr sehr viel Spaß macht über das Thema zu sprechen. Für das Modul musst du ein Beratungsvideo (entweder für Einzel- oder Gruppenberatung) drehen, in welchem jeder eine bestimmte Rolle einnimmt, und eine Klausur schreiben.
Wie auch alle anderen Module im Bereich Beratung und Kommunikation ist es mit einem höheren Aufwand während des Semesters verbunden. Die Vorlesungen sind mit Anwesenheitspflicht, es gibt Übungen und viel Interaktion. Dadurch habe ich die Themen besser verstanden und auch leichter lernen/anwenden können.
Gestaltung von Integrationsprozessen in der Beratung
Ein tolles Seminarmodul, wenn du auf kleine Gruppen und viel Praxis stehst. Frau Dr. Yildiz vertieft nochmal einige Grundlagen über Kommunikation im Allgemeinen und Beratung im Speziellen. Außerdem steht hier Eigeninitiative im Fokus: Du präsentierst, planst und setzt Rollenspiele um und hörst einer Gastreferentin zu, die praktizierende Beraterin und Coach ist. Eine echte Empfehlung, wenn du später in der Beratung arbeiten möchtest!
Grundlagen der sozialwissenschaftlichen Ernährungs-, Agrar- und Umweltforschung
Dieses Modul ist Voraussetzung, falls du deine Bachelorarbeit am Lehrstuhl von Frau Prof. Dr. Godemann (Kommunikation in Ernährungs-, Agrar- und Umweltwissenschaften) schreiben willst. Das Modul ist aber auch sonst super, um zu lernen, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt (v. a. eine, bei der du selbst Daten erhebst), Interviews durchführt und Studien findet.
Investition, Finanzierung und Controlling
Wenn du gerne rechnest, dich für verschiedene Investitions- und Finanzierungsformen sowie Controlling von Finanzen interessierst, dann gefällt dir dieses Modul. Die Themen gehen nicht sehr in die Tiefe, sondern bieten einen Überblick über die verschiedenen Gebiete. Außerdem kann dieses Wissen abgesehen von der Ernährungswirtschaft auch recht hilfreich für dein Privatleben sein.
Herr Prof. Dr. Kühl ist einer meiner Lieblingsdozenten, weshalb ich sowohl meine Praktikumsarbeit, als auch Bachelorthesis bei ihm geschrieben habe. Er ist lustig, fair und diskutiert auch gerne mal. Dazu sage ich nur »najaaa,…gut!« (erinnere dich daran, wenn du dich für dieses Modul oder das Studium generell entscheidest und du weißt was ich meine).
Am Anfang des Semesters bekommst du ein von ihm zusammengestelltes Skript, in welchem du alle relevanten Themen für die Klausur findest. Um die Antworten auf die Rechnungen zu erhalten, musst du entweder in die Vorlesungen gehen oder jemanden danach fragen. Ich empfehle dir aber die Vorlesungen zu besuchen, da er genau erklärt wie die Rechnungen funktionieren und du nicht nur die Lösung vor dir hast. Dieses Modul war übrigens das Bezugsmodul für meine Praktikumsarbeit.
Kommunikation und Medien verstehen und gestalten
Eins der aufwendigsten Module, die ich gewählt habe, aber auch eins der spannendsten. Aufwendig, weil du während des Semesters sowohl ein Referat halten, als auch eine Kampagne planen musst und im Anschluss die Klausur schreibst. Das Planen der Kampagne hat mir viel Spaß gemacht, weil es zwar zeitaufwendig ist, aber auch Kreativität erfordert und du dich mit dem gewählten Thema näher auseinandersetzen musst. Leider werden die Kampagnen nicht echt umgesetzt, weil ich danach wirklich Lust hatte weiter daran zu arbeiten.
In dem Modul lernst du auch wie die Medien ticken, was hinter den Kulissen abgeht, welche Absichten hinter Kampagnen und Werbung stecken und was diese genau auslösen sollen.
Marketing in der Ernährungs- und Agrarwirtschaft
Das Modul gibt einen guten Blick in die Theorie hinter Marketing, wobei es nicht primär um die praktische Anwendung geht. Dies war das Bezugsmodul für meine Thesis mit dem Thema »Die Rolle des internetbasierten Content Marketings bei der Neu-Einführung von Lebensmittelprodukten« – Jap, sehr spezifisch.
Meiner Meinung auch ein interessanter Bereich, um auch einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Auch hier bekommst du ein Skript von Prof. Dr. Kühl, welches dir beim Lernen und Rechnen helfen wird. Denn die Klausur solltest du v. a. im Hinblick auf die Rechnungen nicht unterschätzen wie auch im ModulInvestition, Finanzierung und Controlling.
Physik (Z)
Das Modul solltest du definitiv nur wählen, wenn dich Physik interessiert und ein gutes Verständnis dafür hast – ein solides Grundverständnis ist vorteilhaft! In den Vorlesungen werden zu den jeweiligen Themen passende Experimente gemacht, um die Theorie auch praktisch zu erklären.
Die Klausur besteht (außer eine Aufgabe) aus reinen Verständnisfragen. Zwar darfst du dir einen »Spickzettel« im Format DIN A4 (Vorder- und Rückseite) schreiben mit allem was du willst, jedoch bringt es dir nicht viel, wenn du das Thema nicht verstehst. Les die Antwortmöglichkeiten sorgfältig, denn den Punkt für die Frage bekommst du nur, wenn alles korrekt angekreuzt ist. Wenn du etwas nicht verstehst, kannst du in die Sprechstunde von Herrn Dr. Henning gehen, was mir geholfen hat.
Professionelles Kommunizieren und Präsentieren
Dieses Modul war unser erstes im Bereich Kommunikation und Beratung. Es bietet eine gute Grundlage für die weiteren Module und ist sehr praxisorientiert (wie alle Module an diesem Lehrstuhl). Auch hier musst du ein Referat halten, welches in die Endnote eingeht. Du lernst – wie das Titel sagt – wie du professionell mit Menschen kommunizierst und Präsentationen halten kannst. Die gelernten theoretischen Inhalte werden dann im Referat angewendet.
Nun hast du einen Überblick welche Module wir belegt und wie wir sie gefunden haben. Wie oben schon erwähnt: Auch wenn wir ein Modul leicht fanden, muss es nicht auf dich zutreffen! Unser Tipp, der zugegebenermaßen ziemlich offensichtlich ist: Wähle nur Module, die dich wirklich interessieren.
Falls du noch weitere Fragen zu Modulen hast, schreib am besten einen Kommentar gleich hier drunter! Dann beantworte ich gerne deine Fragen und andere Studieninteressierte können daran teilhaben.
Bis bald,
deine Laura
Alexa
Hallo Laura 🙂
kann man aus allen Profilmodulen des FB 9 wählen, sodass man auch mal mit Leuten zusammensitzt, die Agrar- oder Umweltwissenschaften studieren? Gibt es irgendwelche Vorgaben bei der Wahl?
Liebe Grüße
Alexa
Jan Rein
Hi Alexa,
du kannst aus allen Profilmodulen wählen, d. h. auch mit Leuten aus Umweltwissenschaften zusammensitzen 🙂
Liebe Grüße
Jan